Wer ist Wasl?

Als ich kürzlich zur Stadtbibliothek geradelt bin, begegnete mir eine etwas seltsame Figur. Das zwergähnliche Geschöpf hatte Mooshaare, Schusseraugen, eine rote Zipfelmütze und lachte mit seinem Astmund von einem Ohr bis zum anderen.
 
Anja: Hallo, wer bist denn du?   
Wasl: Ich bin Wasl, der lustige Waldgeist. Ich komme gerade vom Jexhof. Das ist ein….
 
Anja: Ich weiß, der Jexhof ist ein Bauernhofmuseum, wo man ein Wohnhaus um 1900 und alte bäuerliche Gegenstände besichtigen kann. Der Jexhof wurde erstmals 1433 erwähnt und ist seit 1987 ein Museum. Bist du von dort weggelaufen?
 
Wasl: Quatsch. Dort ist es sehr schön. Aber ich wurde im Rahmen des Holidix-Ferienprogramms gebastelt und deshalb wurde ich einfach nach Germering gefahren.
 
Anja: Bist du allein gekommen?  
Wasl: Nein, nein wir waren ganz viele Geister. Neun Kinder sind trotz dunkler Wolken zum Jexhof geradelt. Erwin Reisenauer von "Mensch und Nahtour" Eichenau hat diesen Kindern das Märchen von der goldenen Gans erzählt. Früher konnten die Menschen nicht lesen und deshalb erzählte man sich lustige und gruselige Geschichten von Geistern, Feen und Kobolden.
 
Anja: Ja, und wie bist du dann entstanden?
 
Wasl: Na ja, die Kinder haben dann in alten Leiterwagen alles aus dem Wald gesammelt, was sie so gefunden haben. Äste, Blätter, Moos, Bucheckern, Zapfen, Gräser, Steine und so etwas. Und dann haben sie eine ganze Weile mit Akkuschrauber, Tacker, Kleber und Farbe an mir rumgefummelt. Ich wurde mal da und mal dort hingelegt, es war ganz furchtbar. Plötzlich musste ich auch noch in der Sonne liegen zum Trocknen.
 
Anja: Und dann bist du mit dem Rad nach Germering gefahren?
 
Wasl: Nein, nein, Gott bewahre, ich kann doch nicht Radfahren! Ich hab´ doch keine Beine! Ich wurde einfach abtransportiert und die Kinder sind mit dem Rad nach Hause gefahren. Ehrlich gesagt, ich dachte schon, sie sind jetzt alle weg und ich habe endlich Ruhe. Aber die weilte nur kurz.
 
Anja: Aber dann hast du Armer von der Radltour ja gar nichts mitgekriegt?!  
Wasl: Nein, aber ich habe gehört, dass es sehr lustig gewesen sein muss. Der Betreuer Niels wollte den Kindern erklären, dass früher nur der Pfarrer lesen konnte. Aber die Kinder waren so begriffsstutzig. Sie konnten die Frage, was man zuerst sieht, wenn man in die Nähe eines Dorfes kommt, nicht beantworten.
 
Anja: Warum, was sagten die Kinder denn?  
Wasl: Ja, stell dir vor. Sie riefen, Fernsehturm, Hochhaus, Maibaum, Rathaus, Feuerwehrturm - alles , nur auf die Kirche kamen sie erst mit ein bisschen viel Hilfe. Aber abgesehen von dieser Episode habe ich nur Lobenswertes über die Kinder gehört. Sie sollen total diszipliniert Rad gefahren sein und sich gegenseitig beim Basteln sehr geholfen haben.
 
Anja: War im Ferienprogramm nicht auch noch von einem Geist namens "Buh" die Rede?
 
Wasl: Ach ja, der war bei der Fahrt hierher auch im Wagen. Aber wie es so mit Geistern ist - sie verschwinden gerne. Und das mach´ ich jetzt auch. Hui-buh!

Wasl

Anja, 16 Jahre

Holidix-Express 2006, Seite: 10, 11   <<< Seite davor <<< >>> nächste Seite >>>


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